Deutsche Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen (www.krimlex.de)
 
Die DVJJ ist ein Zusammenschluss aller Berufsgruppen, die am Jugendstrafverfahren im weitesten Sinne beteiligt sind. Sie entstand als Ausfluss des vierten Jugendgerichtstages im Jahre 1917 in Charlottenburg (Berlin). Zeit und Ort ihrer Gründung verweisen auf die Anfänge der Jugendgerichtsbewegung als Ausfluss der sog. Modernen Schule, die das bestehende Strafrechtssystem und insbesondere die Vergeltungsstrafe in Frage stellte. Deren Hauptverfechter, Franz von Liszt, und dessen Tochter waren an der Gründung der DVJJ beteiligt.

Ihr Ziel hat die DVJJ in § 2 Abs. 1 ihrer Satzung festgelegt:
"Die Vereinigung hat das Ziel, die mit der Jugendkriminalität zusammenhängenden Fragen unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Erkenntnisse und praktischen Erfahrungen zu erörtern und ihre Lösung zu fördern. Sie will ein Forum für die fachliche, fachpolitische und öffentliche Diskussion in der Jugendkriminalrechtspflege sowie der Jugendkriminal- und Jugendhilfepolitik sein."

Das Besondere an der DVJJ ist Ihre Interdisziplinarität, die zugleich ihren Reiz als auch ihre Effektivität ausmacht. VertreterInnen von Jugendgerichtshilfe, Jugend- und Bewährungshilfe versuchen gemeinsam mit JuristInnen, PolizeibeamtInnen und WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Disziplinen die aktuelle Rechts- und Kriminalpolitik im Hinblick auf eine Verbesserung der Jugendkriminalrechtspflege zu beeinflussen.
Um eine intensive Einbeziehung der vor Ort mit dem Jugendstrafverfahren Beteiligten zu erreichen, gibt es neben dem Bundesverband Regional- bzw. Landesgruppen in allen Bundesländern. Darüber hinaus werden fachlich orientierte Bundesarbeitsgemeinschaften eingerichtet, wie etwa "Justiz und Anwaltschaft". Als eingetragener und gemeinnütziger Verein mit Geschäftsstelle in Hannover verfügt die DVJJ über einen fünfköpfigen Vorstand sowie einen Geschäftsführenden Ausschuss. Im Vorstand sollen die Bereiche Justiz, Soziale Arbeit und Wissenschaft vertreten sein.

Von besonderer Relevanz sind die sog. Jugendgerichtstage. Sie werden seit 1909 alle drei Jahre an wechselnden Orten durchgeführt, wobei die DVJJ nach ihrer Gründung anlässlich der vierten Tagung die Organisation dieser Veranstaltungen übernommen hat und in deren Rahmen auch ihre Mitgliederversammlung einberuft. Die Jugendgerichtstage werden in der Fachöffentlichkeit stets mit besonderem Interesse verfolgt, da sie jeweils unter einem konkreten, meist brisanten Motto stehen. In diesem Rahmen werden eine Vielzahl von tangierten Themen interdisziplinär, z.T. auch unter Beteiligung vergleichbarer Vereinigungen aus den europäischen Nachbarländern, diskutiert und beraten. Die Ergebnisse münden häufig in einem konkreten Appell an die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft. Themen vergangener Jugendgerichtstage waren z. B. die Einführung sog. ambulanter Maßnahmen in das Jugendgerichtsgesetz, der Umgang mit strafunmündigen Kindern oder die Gestaltung des Jugendstrafvollzugs.

Ihre wesentliche Aufgabe sieht die DVJJ darin, einerseits die Gestaltung des Jugendstrafverfahrens dahingehend zu beeinflussen, dass dem zugrundeliegenden Erziehungsgedanken verstärkt Rechnung getragen wird, und andererseits gesellschaftliche Bedingungen zu fördern, die Kinder und Jugendliche vor einem Abgleiten in die Kriminalität bewahren. Um dies zu erreichen, wird die DVJJ auf unterschiedlichen Ebenen tätig. Mit Praktikertagungen sowie zahlreichen Fortbildungs- und Qualifizierungslehrgängen fördert sie die in der Jugendstrafrechtspflege Beschäftigten. Auf Fachkongressen bietet sie Raum zur Diskussion und zum Erfahrungsaustausch. In fundierten Stellungnahmen bezieht sie Position zu geplanten Gesetzesvorhaben, wie etwa der Verschärfung des Jugendstrafrechts, oder gibt selbst den Anstoß für gesetzgeberische Initiativen und bietet der Politik ihre Unterstützung an. Daneben arbeitet sie auch mit anderen Fachorganisationen zusammen und pflegt Kontakte zu Wissenschaft und Forschung auf nationaler und internationaler Ebene.

In Ihrer monatlich erscheinenden "Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe (ZJJ)" werden Informationen, Analysen und Kommentare zu aktuellen Schwerpunktthemen angeboten. Darüber hinaus gibt es zahlreiche DVJJ-Publikationen sowie eine eigene Schriftenreihe.

Literatur:
- Deutsche Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen e. V.: http://www.dvjj.de/verband.php?ebene=16
- Goerdeler, Jochen: Fortschrittliche Kriminalpolitik seit 86 Jahren. In: Beiträge über die DVJJ, http://www.dvjj.de/artikel.php?artikel=206
- Pieplow, Lukas: 75 Jahre DVJJ, in: Beiträge über die DVJJ, http://www.dvjj.de/artikel.php?artikel=227

Birgit Rauber